Literatur Gedichte verschiedene
Pfingstbestellung
Ein Pfingstgedichtchen will heraus
Ins Freie, ins Kühne.
So treibt es mich aus meinem Haus
Ins Neue, ins Grüne.
Wenn sich der Himmel grau bezieht,
Mich stört`s nicht im geringsten.
Wer meine weiße Hose sieht,
Der merkt doch: Es ist Pfingsten.
Nun hab ich ein Gedicht gedrückt,
Wie Hühner Eier legen,
Und gehe festlich und geschmückt —
Pfingstochse meinetwegen —
Dem Honorar entgegen.
Autor: Joachim Ringelnatz (1883-1934)
Ein Pfingstgedichtchen will heraus
Ins Freie, ins Kühne.
So treibt es mich aus meinem Haus
Ins Neue, ins Grüne.
Wenn sich der Himmel grau bezieht,
Mich stört`s nicht im geringsten.
Wer meine weiße Hose sieht,
Der merkt doch: Es ist Pfingsten.
Nun hab ich ein Gedicht gedrückt,
Wie Hühner Eier legen,
Und gehe festlich und geschmückt —
Pfingstochse meinetwegen —
Dem Honorar entgegen.
Autor: Joachim Ringelnatz (1883-1934)
Pfingsten
Zwischen Tulpenflammen und Narzissen
Springen unter schweren Fliederbüschen
Kleine Mädchen losen Haar's im Garten.
Lerne, Herz! Die kleinen Mädchen wissen
Mehr vom Glück, als du; mit ihrem Springen
Loben sie den heiligen Geist der Pfingsten
Zwischen Tulpenflammen und Narzissen.
Denn der heilige Geist ist ausgegossen
In den glutenbunten Tulpenflammen,
Und er heißt: Seid fröhlich, Menschenkinder!
Jede Blume, glorienumflossen,
Ist, dem Haupt Mariens gleich,
ein Abbild Milder, tiefer, süßer Gottesliebe ...
Denn der heilige Geist ist ausgegossen.
Otto Julius Bierbaum (1865-1910)
Sei mir gegrüßt, du lieber Mai,
mit Laub und Blüten mancherlei!
Seid mir gegrüßt, ihr lieben Bienen,
vom Morgensonnenstrahl beschienen!
Wie fliegt ihr munter ein und aus
in Imker Dralles Bienenhaus
und seid zu dieser Morgenzeit
so früh schon voller Tätigkeit.
Für Diebe ist hier nichts zu machen,
denn vor dem Tore stehn die Wachen.
Und all´ die wacker´n Handwerksleute
die hauen, messen stillvergnügt,
bis daß die Seite sich zur Seite
schön sechsgeeckt zusammenfügt.
Schau! Bienenlieschen in der Frühe
bringt Staub und Kehricht vor die Tür;
Ja! Reinlichkeit macht viele Mühe,
doch später macht sie auch Pläsier.
Busch, Wilhelm (1832-1908)
Storch und Spatz
Es hat der Storch sein Nest gebaut;
Und als er froh umher nun schaut,
Hoch über allen Häusern,
Da sitzt vor ihm ein kleiner Spatz
Und bittet um ein wenig Platz
Zum Nestchen in den Reisern.
Da spricht der Storch: Mein Nest ist groß,
du bist ein kleines Vöglein bloß,
ich tu dir nichts zuleide,
du bist in gutem Schutz bei mir,
kein Mietgeld nehme ich von dir,
´s Platz da für uns beide.
Das Spätzlein dankt und baut sich an
Der Storch hat ihm kein Lied getan
Und hat ihn nicht verstoßen.
So wohnten beide lange Zeit
In Frieden und in Ewigkeit
Der Kleine bei dem Großen.
Karl Enslin (1819 – 1875)